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Vorhersage: Unter Vorhersage versteht man eine Aussage darüber, was in der Zukunft geschehen wird. Sie kann sich auf frühere Erfahrungen, aktuelle Trends oder Expertenwissen stützen. Siehe auch Aussagen, Behauptungen, Methode, Wissen, Zukunft, Gewissheit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans von Storch über Vorhersage – Lexikon der Argumente

Norgaard I 119
Vorhersage/reale Prognosen/von Storch: Auch reale Prognosen sind kaum möglich: auch wenn wir in der Lage sind, eine erfolgreiche Prognose für die kommenden zehn oder dreißig Jahre zu erstellen, können wir den "Erfolg" unseres Prognoseverfahrens nicht beanspruchen, denn ein einzelner Erfolg kann auch durch Zufall stattgefunden haben.
Die meisten Aussichten auf mögliche zukünftige klimatische Entwicklungen ergeben sich aus bedingten Prognosen - angenommene Entwicklungen von Treibhausgasemissionen/Konzentrationen und andere Faktoren werden als externe Treiber in Klimamodellen verwendet (z.B. von Storch 2007)(1). Es handelt sich also um Szenarien, mögliche zukünftige Entwicklungen, und nicht um Prognosen, sondern um die wahrscheinlichsten Entwicklungen (vgl. die Diskussion in Bray und von Storch 2009)(2).
Szenarien/von Storch: Solche Szenarien werden in den Medien und sogar von einigen Forschungseinrichtungen oft fälschlicherweise als "Vorhersagen" bezeichnet. Sie werden mit quasi-realistischen Klimamodellen (z.B. Müller und von Storch 2004)(3) erstellt, die oft mit GCM abgekürzt werden (historisch steht dies für General Circulation Models und nicht für Global Climate Models).
Indirekte Beweise werden zur Verbesserung der
Norgaard I 120
Schätzung solcher ungewissen Größen (...) herangezogen. Aufgrund der langen Wartezeit auf eine neue Realisierung des Klimasystems muss sich die Klimawissenschaft auf historische "instrumentelle" Daten stützen - Daten, die für oft ganz unterschiedliche Zwecke, unter verschiedenen Bedingungen, mit unterschiedlichen Instrumenten und Standards gemessen wurden. Alternativ können auch Proxydaten verwendet werden, z.B. Daten über Baumwachstum oder Eisansammlung, die Aspekte der geophysikalischen Umgebung "aufgezeichnet" haben können. Die "instrumentellen" Daten leiden in der Regel unter "Inhomogenitäten" (z.B. Jones 1995 (4); Karl et al. 1993(5)). >Proxydaten/von Storch
, >Homogenisierung/von Storch.
Inhomogenitäten/Messungen/von Storch: Tatsächlich kann es eine gute Faustregel sein, dass fast alle Zeitreihen, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken, unter einigen Inhomogenitäten leiden - die leichter erkennbaren Inhomogenitäten sind "abrupt". Ein Beispiel ist der Effekt der kontinuierlichen Urbanisierung, die nur innerhalb großer Fehlerbalken von der natürlichen Variabilität getrennt werden kann (Lennartz und Bunde 2009)(6). Vgl. >Homogenisierung/von Storch.

1. von Storch, H. 2007. Climate change scenarios—purpose and construction. In H. von Storch, R. S. J. Tol, and G. Flöser (eds.), Environmental Crises: Science and Policy.
2. Bray, D. and von Storch, H. 2009. ‘Prediction’ or ‘projection’? The nomenclature of climate science. Sci. Comm. 30: 534–43, doi:10. 1177/1075547009333698.
3. Müller, P., and von Storch, H. 2004. Computer Modelling in Atmospheric and Oceanic Sciences—Building Knowledge. Berlin: Springer Verlag.
4. Jones, P. D. 1995. The instrumental data record: Its accuracy and use in attempts to identify the ‘CO2 Signal’. Pp. 53–76 in H. von Storch and A. Navarra (eds.), Analysis of Climate Variability: Applications of Statistical Techniques. Berlin: Springer Verlag.
5. Karl, T. R., Quayle, R. G., and Groisman, P. Y. 1993. Detecting climate variations and change: New challenges for observing and data management systems. J. Climate 6: 1481–94.
6. Lennartz, S., and Bunde, A. 2009. Trend evaluation in records with long‐term memory: application to global warming. Geophys. Res. Lett. 36, L16706.

Hans von Storch, Armin Bunde, and Nico Stehr, „Methodical Challenges of the Physics of Climate”, in: John S. Dryzek, Richard B. Norgaard, David Schlosberg (eds.) (2011): The Oxford Handbook of Climate Change and Society. Oxford: Oxford University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Storch, Hans von

Norgaard I
Richard Norgaard
John S. Dryzek
The Oxford Handbook of Climate Change and Society Oxford 2011

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